Am 25. Juni 2024 wurde unser „Paule“ 75 Jahre und Kamerad Kurt Naujoks hat seinen Gästen dazu eine bemerkenswerte Rede gehalten die wir den Mitgliedern nicht vorenthalten wollen:

Lieber Wolfgang,
heute zu deinem 75 nenne ich dich mal so, obwohl alle hier Anwesenden dich als Paul kennen. Du bist bereits 1965 in den PRC-G eingetreten. Hast unter Packer mit so bekannten Ruderern wie Reibetanz, Klingender, Demke, Knörck, Ziebarth, Maus, Roloff, Kubail, Jänicke, Henkel und Steuermann Fiene trainiert. Die verbliebenen Jugendlichen wurden von Wolf Bode und Jürgen Heydt betreut. 1969 kam ich talentbefreit in den PRC-G zum Kinderrudern. 1969 gab es den ersten PRC-G Landessieger, Michael Knopf. In diesem Jahr lernte ich dich bereits als Betreuer kennen, eine erste Wanderfahrt auf der Weser wurde durchgeführt. 1970 bist du als Trainer im Kinderrudern eingestiegen und hast Bode / Heydt unterstützt, wenn nicht gar abgelöst. Unter deiner Leitung wurde der PRC-G, noch vor den großen Clubs hinter dem RaW zweiter in der Clubwertung und bekam einen Einer vom LRV zur Verfügung gestellt. 1970 stieß die Walter Rathenau Schule zum PRC-G dazu, es galt, 23 Schüler zu integrieren. 1970 hast du zwei Berliner Landestitel bei den Kinderruderern errungen, Lutz und Bernd Riedel im Zweier ohne, Willi Bade im Einer. Bernd Riedel wurde dann von dir wegen „ungebührlichen Benehmens“ suspendiert, nach Hause geschickt und ist meines Wissens nach auch nie wieder im PRC-G aufgetaucht. Lutz brauchte nun einen neuen Partner und du bist auf mich gestoßen. Lutz dachte Anfangs, was soll ich denn mit dem Anfänger. Trotzdem lief die schwere „Bärlyn“ ganz ordentlich und so machten wir 4, du, Willi, Lutz und ich uns auf nach Nürnberg mit dem LRV Bus zum Bundesentscheid. Der Schock traf uns drei beim Tragen des Bootes, als nämlich unsere Gegner mit einem nagelneuen Empacher an uns vorbeikamen. Wir schleppten zu dritt die Bärlyn, die Bayern zu zweit ohne Trainer ihr Boot. Ein guter Ruderer rudert mit jedes Gerät. Deine Fotos, schwarz / weiss, ohne Teleobjektiv, daher beschriftet, belegen deutlich, also wenn man eine Lupe benutzt, dass den Bayern ihr Boot auch nicht geholfen hat. Der erste Bundessieg für den PRC-G im Kinderrudern, der einzige Bundessieg für Berlin 1970 auf dem Bundeswettbewerb. Als Preis dafür haben wir vom LRV zwei Kindereiner bekommen. Von Nürnberg aus ging es mit der Bahn direkt nach Frankreich, die Wanderfahrt auf der Seine stand an. Eigene Zelte, eigene Gaskocher etc. etc. Mal irgendwo im nirgendwo übernachtet. Mal auf ausgebuchten Campingplätzen. Dazu mussten die Zelte über den Zaun geworfen, heimlich aufgebaut, heimlich abgebaut und über den Zaun auch wieder zurückgeworfen werden. Man hat durch dich eben auch fürs Leben gelernt. Auch kochen! Also wenn man das produzieren von Reiseiern, Eiern mit Reis, Reis mit Eiern, Kartoffeln mit Würstchen, Würstchen mit Kartoffeln annähernd kochen nennen darf. All dies hat mir und Pierre später in unseren Campingurlauben geholfen! Auch die Reparatur von Booten haben wir gelernt. Wenn mal wieder einer nicht aufgepasst hatte und am Ufer liegende Steine übersehen hatte, dann kam dein Einsatz. Dichtband, innen und außen auf den Riss und schon ging es weiter. Heute noch werden Boote auf der Vogalanga nach diesem Prinzip wieder Fahrbereit gemacht. Ich weiß leider nicht, auf welcher unserer Fahrten das Foto entstanden ist, dass dich und mich schlafend zeigt.
Im Herbst 1970 nahmen wir noch an der Wassersportausstellung in den Messehallen teil. Ein riesiges Wasserbecken wurde extra aufgebaut. Das gibt es schon lange nicht mehr, ebenso wenig Trainer, die sich dafür zur Verfügung stellen.
Im Winter 1970 / 71 hast du dann das Juniorentraining übernommen. Der Jahrgang 55 / 56 war 1971 für das erste Juniorjahr dran. Thorsten Kuhnert, Peter Bürth, Lutz, Martin Boes, von der Rathenau Thomas Leschig und ich als sowohl als auch nahmen an Hanteln, Laufen und allen anderen möglichen Schweinereien teil. Der Crosslauf des SCC ist mir da in Erinnerung. Das Schwimmfest! Du hast uns in diesem Winter auch gelehrt, vernünftig Zeiten zu ermitteln. Du hast eine Stoppuhr gehabt, und nur wer die gestoppte Zeit richtig gemessen hatte, der durfte mit deinem Fiat 500 mitfahren zum S-Bahnhof Sundgauer Strasse. Die verbliebenen mussten mit dem 3er zum S-Bahnhof Wannsee. Oder laufen bis dahin. Das mit dem 3er war so eine Sache………. Manchmal, wenn du uns gar zu doll geärgert hast, dann stand der Fiat aber auch schon mal auf einem Sandhügel und konnte nicht mehr bewegt werden.
 Sieht man mal von den zwei Erfolgen in Hameln ab, war 1971 eine frustrierende Saison. Statt mit Lutz musste ich mit Leschig im Zweier rudern, wahrscheinlich wegen der Möglichkeit, für die Rathenau was zu gewinnen. Das gelang natürlich nicht. Erstaunlicherweise hast du dann Leschig / Naujoks für die Zweier ohne Qualifikation für den Stadtachter gemeldet. Und, oh Wunder, mit 4 Leuten vom RaW und zwei vom BRC konnten wir zwei uns durchsetzen. Das Rennen in Bremen gegen Bremen und Hannover haben wir dann souverän gewonnen. Die Landestrainer Lempart und Kühn sagten uns eine große Zukunft voraus. Die Spinner! Von einigen aus diesem Achter habe ich nie wieder etwas gehört. Mit Leschig, Klassen- und Schul- und Ruderkamerad verbindet mich Null. Hab ihn nie wieder gesehen. Jedenfalls trainierte dieser Achter auch im RaW und ich traf die alten Gegner aus Kinder – Ruderer-Tagen wieder. Alex, Plückhahn, Türck, die aus dem Achter, Eckart und Tesch, die Trainer Otto und Klaus. Was daraus letztendlich wurde ist hinlänglich bekannt und ist meine Geschichte, nicht deine, und um dich geht es ja heute. Nur einen kleinen Seitenhieb muss ich noch loswerden. Mein lieber Lutz, der allererste Achter, den Jürgen Borg in Juniorbereich trainiert hat, der war besetzt mit:
Alex, Plückhahn vom RaW, Meyer, Morgalla, Birghahn vom RC Tegel, Leschig und Naujoks vom PRC-G und einem Namens Lenzner, da hab ich weder Gesicht noch Club dazu.  Gott sei Dank sind da die „Weicheier“ recht schnell rausgeflogen und du und Louies sind dazu gekommen.
Zurück zu Paul
Was die meisten nicht wissen, im März 1971 wurdest du auch zum Lebensretter. Du hast einen Kinderruderer des RaW, der mit seinem Kinder-Einer gekentert war, gerettet. Erik Höhne! Von ihm soll ich dich ganz herzlich grüßen
Du hattest im PRC-G auch ohne den Jahrgang 56 genug an der Backe. Zeitweise 41 Aktive mussten betreut und trainiert werden. Darunter viele Ruderer der Walter Rathenau Schule, die 1970 mit Protektor Strewiczeck zum PRC-G gestoßen sind. Und aus der Kinderabteilung kam immer was nach. Die weiteren größeren Erfolge waren dann der Sieg im Vierer ohne auf der U17 Meisterschaft durch Schlicht / Maus / Sander / Sander 1974 und der Sieg bei Jugend trainiert für Olympia 1975 im Achter mit der Rathenau. Dort mit an Bord waren Thommi Neugebauer und Pierre Seewald, der ab der Saison 78 / 79 dein Nachfolger als Juniortrainer werden sollte. Jockel Reibold übernahm die Elite. Für dich standen in deiner Zeit über 103 Siege, mit dem ewigen Rekord von 68 Siegen im Jahr 1975. Zweifellos der zweitbeste Trainer, den der PRC-G je hatte. Nur Packer mit 159 Erfolgen steht vor dir in der Rangliste. Ab 1978 hast du dich dann wieder  deiner eigenen sportlichen Zukunft gewidmet.  Leider kann ich nicht mehr genau sagen, wann es war, aber wir beide sind in Bernkastel im Renndoppelzweier gestartet. Einziger ernstzunehmender Gegner war deiner Meinung nach der BRC, Schwarting / Engelmann, jener Engelmann, der mit Lutz im Zweier mit Steuermann 1978 Deutscher Vizemeister und 1979 Deutscher Hochschulmeister geworden ist. Jedenfalls müssen die sich wohl versteuert haben, anders ist ja unser Sieg gar nicht zu erklären. Die Siegesfeier mit den übrigen PRC-G’ern ließ keine Wünsche offen. Es folgte eine Vielzahl an Rennen, die wir gemeinsam bestritten. Meistens du auf Schlag, ich auf sechs, dazwischen Götz. Manchmal auch ich auf Schlag. Bergedorf, Quer durch Berlin, meistens erfolgreich. Auch in London sind wir zusammen im Achter gewesen. Coorperate Identidy durch dich hergestellt, in dem wir alle von dir Mützen in Magenta geschenkt bekamen. Die haben zwar den ersten Regen nicht überstanden, aber der Wille zählt. Unvergesslich der Moment, an dem ich bereits auf dem Weg war, dem Vermieter unseres Achters einen Schaden zu melden, als ich von dir zurückgerufen wurde, das alles erledigt sei. Du hast das verbogene Schwert mit der Hand „gerichtet“! Unvergesslich auch, dass du in London mit mir zu einem ganz bestimmten Inder unterhalb des Telekom Spargels gehen wolltest. Es gibt ja in London nur diesen einen Inder, also stundenlanges laufen. Das wiederum erinnert mich an eine Ausfahrt im Zweier ohne bei strömendem Regen. Du im Motorboot mit der Bemerkung zu Lutz und mir: das ist nur eine kleine Husche!! Von wegen!! Soll heißen: hast du dir mal was in den Kopf gesetzt, dann wird da nicht dran gerüttelt. So ist es ja mitunter auch heute. Das gefällt eben nicht jedem. Aber in welchem Club gibt es solche Reibereien eigentlich nicht? Bei den „NEUEN“, die Lutz über die Kurse in den PRC-G holt und insbesondere beim Power Team bist du als Steuermann und Motivator sehr gerne gesehen und erwünscht. Auch deine immer noch erfolgenden Einladungen zu Ziel- und Sternfahrten, zu Schleusenübungsfahrten werden von unseren Mitgliedern gerne wahrgenommen. Du selber hast viele Jahre Wanderfahrten organisiert, hast als Wanderruderwart immer wieder motiviert und mobilisiert. Und es ist auch kein Wunder, dass unter dir als Wanderruderwart immer alle PRC-Ger ihre Urkunden, Nadeln und Preise, die sie errudert hatten, erhielten. Du hast dich eben gekümmert. Leider funktioniert das heute nicht mehr ganz so reibungslos. Seit 1965 immer im Dienste des PRC-G, immer ohne Bezahlung, heutzutage komplett undenkbar. Und, last but not least, auch wenn es einigen der Uralt – Mitglieder seinerzeit überhaupt nicht gepasst hat, du hast auch dafür gesorgt, dass im PRC-G auch weibliche Mitglieder nicht nur aufgenommen, sondern auch rudern duften. Sorry an euch alle, dass dies so lange gedauert hat, aber es sind eben fast 60 Jahre! Und da lehne ich mich mal aus dem Fenster, selbst der neue Vorstand wird es schaffen, dir dann die Nadel mit Brilliant vom PRC-G zu verleihen. Für die Zukunft wünsche ich uns allen einfach mehr Gelassenheit und Altersweisheit. Lieber Paul, herzlichen Glückwunsch, hier ein kleines Präsent von Lutz und mir, vielleicht trägst du es ja mal zum Steuern, und auch auf die Gefahr hin, dass die uns jetzt hier rausschmeißen …

Erhebt euch und ein dreifaches Hipp Hipp————