Samstag, 07.08.2021, 04:00 Uhr: der Wecker klingelt … verrückt – wer steht schon freiwillig am Wochenende zu dieser Zeit auf? Das konnten nur 17 (wohl vom Rudersport abhängige) Lebewesen gewesen sein, die sich im Sommer noch vor Sonnenaufgang (also bei Dunkelheit!) für eine Ruderfahrt zur Verfügung gestellt haben. Doch das war ihnen wohl nicht genug – nein, sie wollten in sogenannten Ruderbooten ganze 52 Kilometer zurücklegen (und das sogar noch zum Spaß!). Selbst der Präsident des Landesruderverbandes Berlin Karsten und vier weitere Ruderer aus Tegel haben sich diese Fahrt nicht entgehen lassen. Eigentlich hätte ich Micha noch erwähnen müssen, der zu dieser Fahrt extra angereist war – doch der ist ja auch ein „Potsdamer“. Hinzu kam noch Gabi, die den Landtransport nach Werder übernahm und auch unseren Bootswart „Packer“ mit nach Werder brachte …

Nun ja, soviel zur Einleitung. Da wir schon um 06:00 Uhr vom Steg ablegen wollten, erinnerte uns „Schulle“ tags zuvor daran, dass wir dann um 05:30 Uhr auf dem Bootsplatz sein sollten (mal abgesehen davon, dass er selbst 3 Minuten zu spät kam, waren zwei Achter tatsächlich um 06:00 Uhr auf dem Wasser – allerdings noch ohne Ruderer). Unser Fahrtenleiter und Vorsitzende Kutti hielt vorab noch eine kurze Ansprache (worum ging es eigentlich?) und lud zum kurzen Mampe-Umtrunk ein. Micha hatte da noch (vorsichtig ausgedrückt preiswerten) Sekt im Angebot. Fazit: vor Fahrtbeginn, waren wir dann gut vorbereitet um 06:15 Uhr in den Booten (der Sonnenaufgang und das spiegelglatte Wasser entschädigten das frühe Aufstehen).

Die Fahrt verlief zunächst vom Großen Wannsee über die Havel, vorbei an der Pfaueninsel, dem Jungfernsee in den Sacrow-Paretzer Kanal. Über dem Schlänitzsee ging es dann zur Wublitz, der ersten Getränkepause. Der Achter „Alexander von Humboldt“ wurde bis Werder vom Fahrtenleiter selbst gesteuert und wir wurden zu historischen Ereignissen informiert (eine Lautsprecheranlage war nicht erforderlich, da auch der zweite Achter „Potsdam“ ihn verstehen konnte). Im Kanal konnten wir noch ein Frachtschiff „bewundern“, welches in der Mitte durchgebrochen war. Zur Getränkepause ist noch zu erwähnen, dass wir hier natürlich Crémant Loire Brut genießen durften.

Über die Wublitz und dem Großen Zernsee waren wir wieder in der Havel und erreichten nach 26 Kilometern die Regattastrecke Werder wo wir dann unsere Frühstückspause einlegen konnten. Wir waren allerdings so schnell unterwegs, dass wir noch etwas auf unseren Landdienst warten mussten (knappe 3 Stunden trotz Pausen …). Brot, Wurst, Käse und alles was so zu einem Frühstück dazu gehört konnte genossen werden. Neben Wasser gab es auch einige Biersorten zu genießen. Nach etwa zweistündiger Pause machten wir uns für die Weiterfahrt bereit. Klar war aber, dass das sonnenreiche Wetter das Rudern auf den Gewässern nicht erleichtern würden und unsere Steuerleute gefordert waren.

Zunächst mussten wir die kleine Brücke zur Insel Werder passieren. Das gelang nach kleinen Schwierigkeiten beiden Achtern … Weiter ging es über die Havel zum Schwielowsee wo wir dann über die Caputher Gemünde und dem Templiner See eine letzte Landpause nach 36 Kilometern in der Potsdamer RG eingelegt haben. Die Fahrt erforderte diverse Steuerkünste zwischen den vielen Booten (welcher Art auch immer) die teilweise mitten in der Fahrrinne lagen oder mit ihren Fahrkünsten schöne Wellengänge erzeugten. Auffällig war, dass es tatsächlich einige Motorbootfahrer gab, die Rücksicht auf uns genommen haben (das muss auch mal erwähnt werden).

Nun folgte eine schöne Tour direkt durch Potsdam. Über die Havel schlängelten wir uns in Potsdam dann über die „Alte Fahrt“ zur Humboldtbrücke. Von dort verlief die Fahrt am Park Babelsberg vorbei zum Griebnitzsee wo die „Alexander von Humboldt“ noch eine kurze Badepause für unseren Fahrtenleiter eingelegt hatte. Irgendwie hatte dann Micha den Eindruck ihn retten zu müssen und sprang wagemutig hinterher (dabei konnte Kutti dort ja im Wasser stehen). Kutti kam dann problemlos ins Boot zurück, doch Micha mussten wir nach mehreren Anläufen verstärkt helfen, wieder ins Boot zu kommen (ja, wer hat nun wen gerettet?). Die „Potsdam“ ruderte in aller Ruhe gemütlich weiter und wir mussten zusehen, wie uns diverse Motorboote und Ausflugsdampfer passierten. Als wir unsere Fahrt fortgesetzt haben, durften wir in den Übergangskanälen zum Stölpchen- und Pohlesee warten, bis die Schiffe die Kanäle passiert hatten. Auf beiden Seen lagen wir ein paar heftige Zwischenspurts ein (und das nach knapp 45 Kilometern) und konnten alle Schiffe überholen. So erreichten wir die Wannseebrücke vor den Schiffen! Am Ende kamen wir zufrieden (und etwas erschöpft?) im Clubhaus an. Welch ein Glück, dass unser Ruderwart Ingo unser Boot gleich übernehmen konnte … Das zeichnet Leben in einem Ruderverein aus!

Danke an unseren Fahrtenleiter Kutti und all seinen Unterstützern, die diese Fahrt ermöglichten. Jeder Teilnehmer hat auch für mehr als ausreichend Nahrung gesorgt und Gabi den entsprechenden Transport organisiert. Die Fahrt selbst entschädigte das frühe Aufstehen …

Impressionen der Wanderfahrt (Kurzvideo zur Fahrt)
Lutz Redlinger