Am 20.07.23 machten sich 6 Personen mit einem Mietbus und dem soeben mit neuem TÜV versehenen Hänger mit drei Booten auf den Weg nach England, nach Swindon. Dort in der Nähe, in Lechlade, sollte die diesjährige Themsefahrt des PRC-G beginnen. Die restlichen Teilnehmer für die drei Vierer mit Steuermann und den Landdienst reisten per Motorrad, Zug, Bus und Flieger an. Für den Schreiberling dieser Zeilen begann der Tag des Abflugs, der 21.07., um 5:00 Uhr morgens. Der Bootswart war am Telefon. Der Steuersitz der „Hansi Belusa“ war wohl noch im PRC-G. Klar hätte Oliver Langos vor Ort etwas „zurechtzimmern“ können, aber, da man ja selber vom Steuern betroffen hätte sein können, haben wir lieber den Sitz geholt und wollten ihn als Sperrgepäck mitnehmen im BA Flug.
Am BER erhielt ich die Nachricht aus dem Transport, sie wären jetzt in der Werkstatt. Die Bremsen des Hängers, wie gesagt: neuer TÜV, wären heiß und fest. Außerdem geht ein Rücklicht nicht. Die Weiterfahrt würde sich etwas verzögern, aber kein Problem, die Fähre ist gebucht ohne festen Termin. Wir gaben den Sitz der „Hansi Belusa“ auf und dem Charme des Verfassers sei Dank, entstanden keine extra Kosten dafür.
Angekommen und eingecheckt im Hotel war es auch schon Zeit, ein erstes englisches Bier zu verkosten. Als wir beim Abendessen saßen, erhielt ich die Nachricht: der Transport bekommt um 20:00 Uhr die Fähre und um 22:18 Uhr waren sie dann endlich auf der Insel! Eine läppische Verspätung um schlappe 10 Stunden, mit Reparaturkosten von über € 700,00.
Am 22.07.23 nach dem Frühstück begann dann das nun für 8 Tage wiederkehrende Procedere: Bekanntgabe der Besatzungen von Booten und Landdienst, erster und zweiter Transport zum Einsatzort. Immer mit einem freundlichen: „Good Morning Ladies und Gentleman“ des Fahrtenleiters Mathias Zwirner.
Am ersten Tag begann es in Lechlade mit englischem Sommer, also Dauerregen. Über 16 km und nur 5 Schleusen ging es Richtung Tadpole Bridge. Die Schleusen alle ohne „Lockkeeper“, also in Handbetrieb und Self Service. Schnell kristallisierten sich geeignete Kräfte zur Schleusenbedienung heraus. An jeder Schleuse kamen die drei Vierer wieder zusammen. Der Landdienst verbrachte die Zeit damit, die Koffer von Swindon nach Oxford zu transportieren. Nach dem Rudern versuchten wir in unseren Zimmern, Möglichkeiten zur Trocknung der völlig durchnässten Rudersachen zu finden. Dabei wurde mitunter auch sehr kreativ vorgegangen.
Tag zwei 35 km und 7 Schleusen, eine erste Mittagspause mit lecker belegten Sandwiches wurde eingelegt, auch dies ein sich nun täglich wiederholendes Procedere. Die Fahrt endete in Oxford bei einem, wer hätte das gedacht, Ruderclub. Selten habe ich derartig viele Privateiner in Außenlagern gesehen. Klar, in den Hallen war ja auch kein Platz wegen der vielen Empacher und Filippi. Einige von den Teilnehmern bevorzugten immer den zweiten Transport zum Hotel, alle hatten ja in einem 9 Personen Bus keinen Platz. Es blieb Zeit für ein erstes Erfrischungsgetränk.
Tag drei führte über 31 km und 7 Schleusen. Der Dauerregen war vorbei, es gab nur vereinzelt Schauer, aber auch viel Sonne. Abends wurde in einem Restaurant Namens „The Head oft he River“ gespeist. Auf dem Rückweg zu Fuß wurden die Oxford Sehenswürdigkeiten besichtigt. Es trieft nur so von Tradition!
Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen von Doreen und Olli. Sie wurden ersetzt durch Lynne und Georg. Wenn die beiden gewusst hätten, was sie am Flughafen erwartet, und dass sie doch noch eine Nacht in Brighton verbringen durften, sie wären doch nochmal ins Boot gestiegen. So verpassten sie die Fahrt durch Henley nach 48 km und 8 Schleusen. Leider war die Regatta schon vorbei und Service Kräfte damit beschäftigt, alle Zelte und die Streckenbegrenzung abzubauen. Was für ein Aufwand wird dort für diese Einladungsregatta betrieben. Undenkbar in Deutschland mit seinen Bedenkenträgern!
Tag 5 war der erste Ruhetag nach geruderten 130 km. In Henley! Natürlich wurde das Rudermuseum aufgesucht. Natürlich ein Foto mit den (etwas übertrieben großen) Denkmälern für Pinsent / Redgrave gemacht. Auch der alte Colani – Achter, eine Fehlkonstruktion, hängt dort unter der Decke. Der Ruderclub, bei dem unsere Boote gelagert wurden, war wohl einer der kleineren in England. Dafür hatten sie aber eine riesige Wiese vor der Tür.
Am 27.07.23 ging es über 20 km und 8 Schleusen von Henley nach Eton. Übernachtet wurde in Slough. Man könnte durchaus behaupten, dass dieses Hotel wohl mit einigem Abstand das schlechteste auf dieser England Tour war. Nun gut, für eine Nacht …
Die Schleusen übrigens waren, je näher man an London heranruderte, immer öfter mit „Lockkeeper on Duty“, also besetzt und, teilweise elektrisch, was manchmal bei einigen Bootsführern auch für Verwirrung und Fehlbedienung führen konnte. Nicht von uns, natürlich.
Nach Eton kamen wir nun in Gewässer, die einigen durchaus bekannt sein dürften, Kingston River Race, Head oft he River, Twickenham Boatclub, bei dem wir auch anlegten. Georgs alter Heimatclub, als er in England arbeitete. Auch hier, Einer über Einer. Und zum An- / Ablegen Treppen, kein Steg.
42 km und 8 Schleusen lagen in Twickenham hinter uns. Auf der Terrasse des Ruderclubs gab es leckere Getränke, das Hotel war fußläufig erreichbar, ein erstes Fazit wurde gezogen und mit Spannung diskutiert, ob der Hafenmeister von London uns die Durchfahrt genehmigen würde.
Der 29.07 war dann der Tag der Tage. Würde es durch London gehen? Vorsorglich wurden die Boote für die Durchfahrt vorbereitet. Alle Abdeckungen verklebt und befestigt. Lenzpumpen in Griffweite gelegt und Rettungswesten angelegt. Das Ziel war Greenwich, 42 km und die letzte Schleuse vor London, Richmond Lock, die möglicherweise durchrudert werden könnte, da die Tide um 10:00 Gleichstand haben sollte. So kam es auch! Nach etwa 15 Minuten Wartezeit vor der Schleuse. Nach etwa 13 Km wurde hinter der Hammersmith Bridge an einer Schräge angelegt, etwa drei bis vier Rudervereine lagen dort, die Erholungspause eingelegt und Georg telefonierte mit dem Hafenmeister von London. YES! Wir durften durch London durchrudern. Nun gut, was uns dort erwartete, ist eigentlich unvorstellbar. Das hatte schon etwas von Coastel Rowing! Die Steuerleute, Edith Frieser, Georg Schmitz, Gabi Hengst, mussten ihr ganzes Können abrufen. Das Erlebnis, unter der Tower Bridge hindurch zu rudern, Begleitung durch einen Seehund zu haben, von den Ufern und Brücken aus immer wieder zugejubelt zu bekommen, das entschädigt für schmerzende Hände, Hintern und Rücken.
Endlich, nach gefühlt 20 Stunden, kam von Edith der Ruf: ich sehe die „Cutty Sark“! Unser Ziel lag gegenüber. Und es war noch immer alles trocken! Ja, noch, denn beim Anlegen erwischte uns dann doch noch die Welle. Aber nun war es egal! Geschafft!
Matze und der Landdienst samt Hänger waren bereits da. Abriggern, verladen, verzurren und dann……fuhr der Bus mit einigen zum Hotel. Die verbliebenen entschieden sich, ein Abschlussgetränk auf die tolle Fahrt zu nehmen. Dazu musste jedoch erstmal die Themse „unterquert“ werden. Ja, das geht in Greenwich. Hat ein wenig was von Spreetunnel. Zwar nicht so groß, dafür aber viel tiefer unter Wasser. Greenwich war voll, sehr voll. Wir fanden dennoch einen Platz im Pub. Einige Zeit und Getränke später begannen auch wir unsere Rückkehr zum Hotel mit Bus und Tube. Dem geneigten Leser möchte ich sagen, die Londoner haben unsere Öffis locker abgehängt, was die Zugänge und Fahrkarten und Preisgestaltung betrifft!
Der letzte Tag in London, in Twickenham, stand uns dann noch zur freien Verfügung. Wir hatten Glück, denn in Twickenhams Haupt – Pub – Straße war ein Musikfestival. Was für eine tolle Stimmung trotz immer wieder einsetzenden Regens.
Alle Teilnehmer möchten sich bei Mathias Zwirner und Gabi Beutling für die Organisation bedanken. Bei den Obleuten der Boote, Edith Frieser, Thomas Gorlewitz und Armgard Lingenthal. Bei Martin Schindler, der mit für die Transporte verantwortlich war, der aber auch (!!) sowohl als Ruderer, als auch als Steuermann mit im Boot war.

Kurt Naujoks