Im September 2021 haben wir unser Ruderausbildungskonzept neu aufgestellt und gleichzeitig das DRV-Gesundheitszertifikat erworben. Im Laufe der letzten Jahre haben wir das Konzept auf Basis unserer Erfahrungen weiter optimiert und um Sportangebote für die Gesundheit unserer Sportart unter dem Titel „Fit für Freizeit“ erweitert.
Jeder neue Teilnehmer wird zunächst als Schnuppermitglied für mindestens 3 Monate aufgenommen. Damit stehen ihm alle Sportangebote des Clubs zur Verfügung (Schwimmen, Hallensport im Winter, Gymnastikangebote, Kraft- und Ergometertraining, Tischtennis, Obleuteausbildung, Training im PowerTeam, Einerausbildung, u.v.m.) – eine Vielfalt, die so nicht jeder Club anbieten kann.
Natürlich liegt unser Schwerpunkt zunächst auf der Ruderausbildung und der Integration in unsere Clubgemeinschaft. Daher bieten wir in der Woche neben dem Ruderkurs am Samstag noch einen zweiten Termin am Vereinstag – den Mittwoch – an. So lernen die Kursteilnehmer unser Clubleben, ehemalige Kursteilnehmer und unsere Mitglieder schnell kennen. Dieses Kombinationsangebot hat sich bewährt und unterstützt Kursteilnehmer nach ihrer Ausbildung zur schnelleren Integration als Neumitglieder in unsere Clubgemeinschaft.
In den Sommermonaten sind wir Samstag vor dem Rudern kurz auf dem Ruderergometer, um Koordinationsübungen über das Stufenrudern einzuprägen. Dabei geht es vor allem um die Bewegungsabfolge aus der Rücklage – sprich bei ca. 15grd Rücklage erst die Arme zu strecken, dann den Oberkörper aufzurichten und zum Abschluss das konstante Vorrollen bis zur Oberkörpervorlage 15grd. Wichtig ist, die Bewegung zur Auslage in ruhiger und konstanter Geschwindigkeit mit Oberkörperwinkelverlagerung durchzuführen. Im Durchzug ist darauf zu achten, den Zug zum Ende leicht zu beschleunigen – später auf dem Wasser dann „sanftes“ und schnelles Wasserfassen und den Druck mit den Armen zum Ende leicht anzuziehen. Bei Technikübungen auf dem Wasser werden häufig die Rhythmusphasen mit Pausen nach dem Aushebeln und konstantem Vorrollen geübt wie natürlich auch andere wesentliche Technikübungen (Pausen vor dem Wasserfassen, Blattdrehungen an verschiedenen Punkten, mit gestreckten Armen rudern und vieles mehr was angemessen zur Verbesserung der individuellen Technik unterstützt).
In den Wintermonaten nutzen wir eine Kastenruderanlage, wo ebenfalls noch diverse Technikübungen erprobt werden. Basics sind dabei immer eine einheitliche Handführung (DRV-Vorgabe) und der rhythmische Bewegungsablauf.
Neben diesen Technikeinheiten sind auch kleinere ausdauerfordernde Einheiten Programm und es ist auch klar, dass unsere Kursteilnehmer, die durchschnittlich um die 45 Jahre sind und überwiegend vorher noch nie oder mal in ihrer Schulzeit gerudert sind, nicht alles perfekt umsetzen können. Zum Ende finden aber alle einen Weg, mit angemessenen Krafteinsatz ein Boot stabil durch das Wasser zu bewegen. Genau das ist auch unser Ziel: Wir geben zwar das Ruderleitbild des DRV vor, doch sollen unsere Teilnehmer Spaß am Rudern und damit einen Weg finden, ihre Gesundheit zu fördern und fit zu bleiben.
Neben den Ruderkursen haben die Teilnehmer die Möglichkeiten andere im Club angebotenen Sportangebote wahrzunehmen. Wer sich nach dem Kurs für eine Vollmitgliedschaft entscheidet – und das sind in der Regel über 90% – hat viele Möglichkeiten auch im Rahmen unseres Gesundheitssportangebots „Fit für Freizeit“, weiter aktiv zu bleiben. Viele entscheiden sich für das Wanderrudern, nehmen an Tagesfahrten und anderen Sportangeboten teil, um sich gesund zu halten. In den Sommermonaten werden unsere Einerkurse und natürlich die Obleuteschulung wahrgenommen.
Ein Teil der Teilnehmer entscheidet sich dann auch für ein intensiveres Trainingsprogramm, welches zweimal wöchentlich angeboten wird. Ziel dieser Fitnessgruppe – die sich den Namen „PowerTeam“ gegeben hat – ist es, an Langstreckenregatten teilzunehmen. Hier wird besonders viel Wert auf die Grundausdauer im Rahmen der zeitlichen Möglichkeiten gelegt (wöchentlich gibt es am Montag oder alternativ Freitag ein Trainingsprogramm) und die Teilnehmer (ganz im Sinne unseres Clubslogans: „Wir bewegen Generationen“ – die Teilnehmer sind zwischen 30 und 70 Jahre!) haben immer wieder Spaß an den sportlichen Herausforderungen. Abgerundet werden die Einheiten durch ein wechselhaltiges Stretching. Zum Programm zählen auch Belastungstests auf dem Ruderergometer sowie den Teilnahmen am DRV-Sportabzeichen.
In diesem Zusammenhang haben wir das DRV-Gesundheitszertifikat für die nächsten drei Jahre wieder verlängern können. Wichtig ist natürlich, dass wir ausreichend gute Übungsleiter an Bord haben. Hier profitieren wir zum einen davon, dass mich meine ehemaligen Trainingsleute, die im Club auch Übungsleitertätigkeiten wahrgenommen oder anderweitig den Club in der Ausbildung unterstützt haben und von ehemaligen Kursteilnehmern, die selbst ein Interesse daran haben auszubilden, uns unterstützen. Weiterhin setzt jeder Übungsleiter seine eigenen Schwerpunkte in der Ausbildung, so dass unsere Teilnehmer von der Vielseitigkeit unserer Sportart profitieren, was gerade bei der Abstellung von Fehlern gut unterstützen kann.
Für unsere Übungsleiter gilt es immer, Lösungen für drei Kernfaktoren, die beim Erlernen des Ruderns eine Rolle spielen, zu beachten. Dazu zählt es die innere Stimme des Lernenden zu beruhigen, die Motivation des Lernenden zu halten damit er selbstgestellte Ansprüche am Erlernen von etwas Neuem für sich wahrnimmt (Zielcoaching) und natürlich das Selbstvertrauen des Lernenden zu stärken (hier ist es wichtig, dass auch kritische Fehler angemessen benannt aber das Erreichte stärker hervorgehoben wird).
Unser so angebotenes Fit für Freizeit Programm ist nicht nur ein Ruderausbildungs-, sondern in erster Linie ein gesundheitsförderndes Programm, was auch im Alter besonders positiv unser Herz-Kreislaufsystem beeinflusst. Das wir im Rahmen unserer Ruderkurse neben Einerkursen ein sportliches Fitnessprogramm (PowerTeam) anbieten, hat in der Ruderwelt durchaus ein Alleinstellungsmerkmal für das DRV-Gesundheitszertifikat.
So liegen die Ziele des PowerTeams nicht beim Siegen in Abteilungen (zumal es für solche Mannschaften leider keine Ausschreibungen gibt), sondern in regelmäßigen Verbesserungen – und jedes Erreichen der Verbesserung ist unser Sieg. Im Trainingsprogramm werden Technikeinheiten, Strecken- und Intervalltraining gerudert (im Winter Kastenrudern). Alternativ werden einzelne Programme auch auf Ruderergometern durchgeführt. Alle Teammitglieder sind in der App Signal vernetzt und bestätigen ihre Trainingstermine über eine Teilnehmerliste damit wir unsere benötigten Steuerleute rechtzeitig abrufen können.
Das Team ist offen für alle Clubmitglieder, die Interesse haben mitzumachen. Allerdings achten wir schon darauf, dass die Teammitglieder mit dem erforderlichen Ernst am Training teilnehmen, zumal wir dann zur Regatta selbst vereinzelt aussortieren müssen. Unser Ziel, sich laufend zu verbessern, erfordert eben ein Mindestmaß an Anforderung an den Einzelnen. Trotzdem versuchen wir alle, die entsprechend motiviert sind, mitzunehmen – und auch Ersatzleute sind immer wichtig, um ggf. bei unvorhersehbaren Ausfällen kurzfristig noch Ersatz zu finden.
Eine Frage, die uns auch vom DRV gestellt wird, ist die, welchen Stellenwert das DRV-Gesundheitszertifikat für uns überhaupt hat. Es ist oft so, dass dies als ergänzender Werbeeffekt für den Rudersport genutzt wird. Grundsätzlich ist das auch für uns eine Werbung, da heute viele ältere Menschen eine Sportart suchen, die sie sportlich nochmal herausfordert und sie dabei Naturerlebnisse, körperliche Bewegung und Koordination fit und gesund hält. Für uns ist das Zertifikat aber auch eine Herausforderung, die gestellten Ansprüche so zu erfüllen, dass wir fast alle damit verbundenen Wünsche der Teilnehmer erfüllen können und viel dazu beitragen, dass sie fit durch den Alltag gehen, Spaß an unserer Sportart und natürlich unserer Clubgemeinschaft haben. Unsere deutlich steigenden Mitgliederzahlen seit 2019 zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Wie unsere aufmerksamen Leser schon bemerkt haben, sind unsere aktuellen Ruderkurse leider schon wieder ausgebucht, so dass wir erst nach den Sommerferien neue Kursteilnehmer aufnehmen können. Auch unser daraus abgeleitetes Fitnessteam (PowerTeam) ist mit 30 Teilnehmern schon stark ausgelastet – allerdings suchen wir hier immer Steuerleute, die entweder am Montag oder Freitag um jeweils 18 Uhr bereits sind, unser Trainingsprogramm mit den Mannschaften durchzuführen.
Persönlich bedanke ich mich für die vielen Übungsleiter, die uns immer wieder unterstützen, unserer „Schnupperer“ den Weg zum Rudersport und zur Steigerung ihrer Fitness aufzuzeigen, ohne den Spaß zu verlieren.

Beitrag auf der Seite des Deutschen Ruderverbands

Lutz Redlinger (Kursleiter)