Montag, 09.08.2021 – 17 Uhr.
Wie man dem (in die Jahre gekommenen) Titelbild entnehmen kann, gab es auf dem Baldeneysee in Essen bei starken Wellengang einen spannenden Kampf um den Titel des Deutschen Jugendmeisters 1974 – den das Berliner Boot (vorne im Bild) am Ende für sich entscheiden konnte! 47 Jahre später trafen sich die letzten vier verbleibend aktiven Ruderer zu einer gemeinsamen Ausfahrt „Rund um Wannsee“. Aus dem Meisterboot waren Ali (Ruderklub am Wannsee), Kutti, ich (Potsdamer RC-Germania) und Micha (RV Mittelmain, Vizemeister). Gesteuert wurde das Boot von Ingo (Ruder-Club Tegel), der dieselbe Berliner Mannschaft schon 1972 zum Bundessieger gesteuert hatte.
Da wir drei Backbord-Ruderer an Bord hatten, musste Micha auf Steuerbord rudern (nach eigener Aussage kein Problem …). Ordnungsgemäß haben wir die „Hirschgarten“ dann über die Rolle am Steg zu Wasser gelassen. Nach ein paar Gruppenfotos (so jung kommen wir nie wieder zusammen) gings dann etwas flotter über den Wannsee zur Pfaueninsel bei gewohnt leichten Wellengang (kein Vergleich mit dem damaligen Wellengang auf dem Baldeneysee).

So schön sich die Ausfahrt sich auch entwickelte, so überraschend und für uns vollkommen unerwartet beschleunigte am Ende der Pfaueninsel ein „netter“ Motoryachtfahrer sein Boot auf Höchstgeschwindigkeit. Das er dabei vermutlich auch die geltenden Schifffahrtsregeln der Geschwindigkeit nicht beachtete war dann unser kleinstes Problem. Obwohl wir unser Boot noch schnell versuchten parallel zu stellen, waren die ankommenden knapp 1/2 Meter hohen „Seewellen“ weit über der Bordwand. Zwangsläufig wurde unser Boot zu mindestens 2/3 mit Havelwasser beladen und der Wasserstand reichte bis knapp unter die Rollschienen: Wir sind aber nicht gesunken! Nach über 50 Jahren im Rudersport, hatten wir zwar schon viele Motorbootfahrer erlebt – doch jemand, der so rücksichtlos sein Boot beschleunigt ohne zurück zu sehen, gab es noch nie! Dagegen war der Wellengang auf dem Baldeneysee 1974 eher ein Witz. Schade, dass solchen Fahrern nicht gleich die Fahrerlaubnis entzogen wird – doch wir mussten uns zunächst auf die Stabilität des Bootes konzentrieren bevor wir den Fahrer „erfassen“ konnten.
In langsamer Fahrt konnten wir bis zur Heilandskirche Sacrow rudern um dort anzulegen und das Boot wieder fahrtauglich zu entleeren. Während der Fahrt, hatten wir im Heck knapp 2 cm zur Wasseroberfläche (unser Steuermann Ingo saß im Wasser …) – glücklicherweise gab es keine weiteren Wellen.

Nachdem wir wieder im Boot saßen, konnten wir unsere Rundfahrt durch die Glienicker Brücke über den Griebnitzsee bis zum kleinen Wannsee wieder genießen. Doch was wäre so eine Ausfahrt ohne einen kleinen Spurt „wie in alten Tagen“? So legten wir auf dem kleinen Wannsee nochmal einen kurzen Spurt (natürlich mit Übergriff bei SF 24) ein der uns zeigte, das wir nichts verlernt hatten. Nachdem wir das Clubhaus erreicht, Boot gesäubert und eingelagert hatten, konnten wir den Abend über vergangene Zeiten und dem heutigen Erlebnis auf der Terrasse genießen. Natürlich gab es neben viel Sonnenschein auch ein paar kleine Regentropfen (es war an diesem Tag alles dabei, was Ruderer wohl so brauchen …).

Lutz Redlinger