Als eine Anfrage vom RAW (Ruderklub am Wannsee) bei uns eintraf, ob noch zwei Personen an einer Wanderfahrt in Portugal teilnehmen möchten, waren wir, Philipp Grau und Ursel Schäfer, sofort dabei. Und so ging es dann am 07.10.23 ab zum Startpunkt nach Porto.

Die Wanderfahrt war von einem Veranstalter von Portugal aus geplant und so mussten wir uns weder um Bootstransporte, noch Unterkünfte, Mahlzeiten, Schleusentermine, Gepäcktransporte etc. kümmern – echter Luxus!! Außerdem standen uns noch 2 junge Portugiesen mit einem Transporter, einem Bootsanhänger und einem Motorboot permanent zur Verfügung. Und das war auch gut so, wie sich später herausstellen sollte. Geplant war, dass wir 5 Doppelvierer mit Steuermann, also mit 25 Personen fahren. Ein Teilnehmer hat sich allerdings kurz vor Abfahrt das Schlüsselbein gebrochen, sodass er und seine Begleitperson zu Hause bleiben mussten. Und so waren wir 4 Doppelvierer und ein Doppelzweier mit Steuermann.

Von Porto aus sind wir dann mit dem Zug unsere Ruderstrecke am Douro abgefahren, die uns zum Schluss wieder nach Porto zurückbringen sollte. Und richtig: es war wirklich „abgefahren“, am Fluss entlang, an den Weinbergen, den kleinen Dörfern, Feldern und Wäldern… Ein toller Einstieg bei viel Sonne und 30 Grad. Am Ausgangsort Pocinho angekommen haben wir unsere Zimmer in einem modernen Sportzentrum für Ruderer und Kanuten bezogen. „Hier wurde ein ungewöhnliches Bauwerk fertig gestellt, das behutsam und doch spektakulär in die Landschaft eingebettet wurde: Ein Leistungszentrum für Rudersportler auf olympischem Niveau“ (aus: BauNetz vom 28.01.2014).

Bereits am Ankunftstag ging es ab mittags mit dem Rudern los. Die uns zur Verfügung gestellten Boote waren überwiegend sehr gut, teils eine Mischung aus Renn- und Gigboot, sodass das Rudern wirklich Spaß gemacht hat. Von Beginn an hatte ein Mitreisender allerdings mit Krankheitssymptomen zu kämpfen, die sich später als eine Corona-Infektion herausstellten. Als das klar war, wurde der Arme noch am selben Tag zum nächsten Bahnhof gebracht und machte sich auf die Rückreise. Superschade! Und so fuhren wir einen der Doppelvierer ohne Steuermann. Die Fahrten auf dem Douro sind wirklich spektakulär. Das Wasser ist in der Regel spiegelglatt, beidseitig am Ufer ziehen sich hohe Berge entlang und der Bootsverkehr ist in diesem Bereich gering. Außerdem haben die dortigen Schleusen, die wir jeden Tag benutzten, Ausmaße, die wir in Deutschland so nicht kennen. Bis zu 33,5m Höhe je Schleuse haben wir überbrückt. Zum Vergleich: die höchste Schleuse in Deutschland auf dem Main-Donau-Kanal weist eine Hubhöhe von 25,0m auf. Bereits am dritten Tag hatten wir leider einen weiteren Coronafall in der Gruppe, der ebenfalls vorfristig abreisen musste. Am nächsten Tag waren dann 3 weitere Personen betroffen – leider auch Philipp. Dann waren wir noch 3 Doppelvierer und 1 Doppelzweier. Und am übernächsten Tag hatten wir 3 weitere „Covids“, sodass jeden Tag weitere Boote auf dem Hänger landeten. Das war natürlich alles extrem bedauerlich. Morgens wurde immer getestet und in der Signal-Gruppe bekannt gegeben, wer positiv war. Total absurd!

Trotzdem setzten wir die im Übrigen wunderschöne Fahrt fort. Die Organisation war perfekt, sodass wir uns voll auf das Rudern konzentrieren konnten. Wir mussten uns um nichts kümmern, in den Pausen standen Snacks zur Verfügung, zum Mittag wurden jeweils Tische mit Tischdecken gedeckt, auf denen ein umfangreiches Mittagessen vorbereitet wurde. Alternativ haben wir in idyllischen Restaurants zu Mittag gegessen und wurden auch abends bestens verpflegt. So hätten wir das von Deutschland aus nie und nimmer organisiert bekommen! Richtung Porto wurde der Bootsverkehr dann etwas dichter, aber so voll wie auf dem Wannsee, war es nie.

Im Folgenden hatten wir dann täglich weitere Corona-Fälle, sodass die Gruppe schließlich auf 2 Doppelvierer reduziert war. Jene 2 Doppelvierer haben sich dann aber wacker nach Porto durchgeschlagen. Dort befindet sich der Ruderclub, an dem die Tour endete, inmitten der Stadt in 1AAA-Lage an der Uferpromenade. Ein tolles Gefühl, dort anzukommen! Und auch der letzte Tag endete mit einem mal wieder superguten Abendessen, bevor wir am nächsten Tag auseinander gehen mussten. Die letzten positiven Tests haben sich übrigens bis auf den Zeitraum nach unserer Rückkehr in Berlin erstreckt, sodass letztendlich 14 der 23 Teilnehmer infiziert waren…

Resümee:

Die Tour war grundsätzlich ganz große Klasse!! Die Organisation (rowforfun.pt) kennt die Bedürfnisse von Ruderern und hat auch auf unser Corona-Dilemma angemessen und flexibel reagiert. Die Landschaft ist grandios und spricht für sich. Als Beiprogramm haben wir einen Portweinbauern und das Unesco Weltkulturerbe Prähistorische Felszeichnungen im Vale do Côa“ besichtigt, sodass man neben der Ruderei auch noch etwas anderes gesehen hat. Na, und Porto ist ja für sich allein schon eine Reise wert. Vielleicht bekommen wir ja auch mal eine Gruppe zusammen. Es müssen ja nicht gleich 25 Personen sein. Wir waren mit der Anzahl angeblich überdurchschnittlich viele Personen. Es wurden in 6 Tagen 200km gerudert und die längste Tagesetappe war 56km lang. Etwas Kondition kann nicht schaden, aber durch die Mittagspausen und die Schleusenzeiten ist das alles gut machbar. Vielleicht haben wir die Tour ja nicht zum letzten Mal gemacht 😊

Ursel Schäfer und Philipp Grau